Liebeskummer – Wege zur reifen Liebe

Liebeskummer – Wege zur reifen Liebe

By am Okt 9, 2014 in Aktuelles, Biografieberatung, Partnerschule | 3 Kommentare

Liebeskummer lohnt sich nicht – oder doch?

Kennen Sie das auch?

Die Sehnsucht nach dauerhafter Liebe und Geborgenheit? Das umfassende Verstandenwerden vom Partner/der Partnerin? Die Verschmelzungsphantasien und Symbiosebedürfnisse werden in der Verliebtheitsphase zwar weitestgehend erfüllt, sind aber auf Dauer nicht zu halten. Das ist der Stoff aus dem Liebeskummer entsteht.  Doch genau damit wird ein notwendiger Reifungsprozess in Gang gesetzt.

Sie müssen sich darüber im Klaren werden, dass es in jeder Liebesbeziehung, Partnerschaft und Ehe zu unlösbaren Problemen kommt. Gleichgültig wie oft Sie den Partner, die Partnerin wechseln, Sie werden es immer mit Unvereinbarkeiten zu tun haben. Das Streben nach Nähe und Geborgenheit, sowie der Drang nach Autonomie und Selbstbestimmung werden in jeder Beziehung zum Prüfstein. Doch je mehr Sie sich anstrengen, das Glück zu erzwingen – damit Sie gewinnen! – desto eher werden Sie scheitern. Und das ist gut so. Zufriedenheit kann erst dann entstehen, sobald Sie erkannt haben, was bei allem Nichtgelingen dennoch gut im Miteinander läuft. Und das ist oft mehr als Sie denken …

Der Grund für dauerhafte Unzufriedenheit und Stress im Beziehungsleben liegt an überzogenen und falschen Erwartungen an den Partner. Sind in der frühen Kindheit die symbiotischen Nähebedürfnisse nicht oder nur unzureichend erfüllt worden, besteht die Tendenz sich an den Partner zu klammern, ihn zu vereinnahmen und vom Partner eine Veränderung zu erwarten, damit es einem besser geht.

Deshalb wird in jeder Liebesbeziehung der Hunger nach Liebe neu aktiviert. Das zu verstehen ist nicht einfach, wenn Liebeskummer zu  immer wieder kehrenden Schmerzen und Leiden führt, und dies als Beweis tiefer Liebe gedeutet wird. Denn das Gegenteil ist der Fall:  Früher oder später ist man versucht, den anderen zu beherrschen, zu manipulieren, zu unterdrücken und zu beschuldigen, damit man bekommt, was fehlt.

Männer gehen anders damit um als Frauen. Während Frauen sich ihre Emotionen und Gefühle von der Seele reden wollen, gehen Männer eher den Weg nach innen und verschließen sich. Doch je mehr der Mann sich emotional zurückzieht, desto mehr jagt die Frau seiner Liebe hinterher. Und je mehr die Frau versucht, sich für seine Liebe zu verbiegen und anzustrengen, desto weniger ist der Mann bereit, sich ihr zuzuwenden. Natürlich kann man das Muster auch umdrehen.  Klar ist, beide ringen auf unterschiedliche Weise, um aus der Liebeskummerfalle herauszufinden.

Doch es gibt Wege, Liebeskummer in eine reife Form von Liebe zu bringen. Diese Wege sind lang und erfordern andauernde Selbstdisziplin, sich wandeln zu wollen. Das bedeutet zunächst, eine tragfähige Beziehung zu sich selbst aufzubauen und an der eigenen Weiterentwicklung interessiert zu sein. Ist man in der Lage, dem anderen eindeutig zu sagen, ob man ihn liebt oder nicht, kann man den anderen so sehen und annehmen kann wie er ist. Manchmal bedeutet das, die Liebe vorübergehend ruhen zu lassen und sich freundschaftlich zu begegnen.

Ein Zeichen von beginnender Reife ist es, zu erkennen was Realität und was Illusion ist. Mit einem bindungsängstlichen Menschen ist es sehr schwer eine innige Beziehung aufzubauen. Dafür braucht es auf beiden Seiten Geduld, Behutsamkeit und Achtsamkeit. Eine Trennung bedeutet deshalb kein Scheitern, sondern ein Loslassen von dem, was der andere nicht leisten kann.

Die Liebe des Partners sollte immer ein Geschenk bleiben. Es hilft, sich darüber klar zu werden, dass nur kleine Kinder die Liebe der Eltern benötigen, weil sie existenziell davon abhängig sind – dass aber im Laufe des Lebens die Liebe zu sich selbst die Voraussetzung ist, damit die Liebe zum anderen möglich wird. Liebeskummer weist also in erster Linie darauf hin, dass die Liebe zu sich selbst noch in einem Entwicklungsprozess steckt.

 

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    3 Kommentare

  1. Liebe Brigitte,

    Liebskummer ein großes Wort.
    Wie oft haben wir falsche Tanzschritte getanzt und uns auf die falschen Partner zubewegt.
    Mit zunehmendem Alter kann es uns gelingen,falsche Wege zu verlassen.
    Blender erkennen, die uns blenden wollen.

    Dein letzter Absatz ist für mich der richtige Tanzschritt im Alter geworden.
    Die Liebe im Alter ist ein Geschenk. Und so ein kostbares Geschenk sollten wir hüten und behüten.

    Nicht immer gelingt es uns. Die Arbeit an uns selbst und die Liebe zu uns selbst, ist ein Wundermittel.

    In lieben Gedanken an Dich

    Annemarie

    ANNEMARIE VON GRADOWSKI

    13. Dezember 2013

  2. Ein sehr schöner Text über die Liebe, in dem ich mich sehr wiederfinde.
    Ich kenne die Symbiose nur zu gut. Aufgewachsen ohne emotionale Fürsorge, weil die Mutter so früh starb (ich war zwei) und der Vater nicht lieben konnte und zum Rohrstock griff, um meiner „Herr“ zu werden (jedoch in Wirklichkeit ja eher seiner eigenen Hilflosigkeit!), ging ich traumatisiert und fast beziehungslos durch’s Leben, immer auf der Suche nach DER symbiotischen Beziehung, die mir das, was ich so sehr vermisste, geben konnte. Ich war Bettlerin und suchte bei einem Bettler, was er mir auch nicht geben konnte…
    Natürlich wurde ich nie fündig. Ich glaube dennoch, dass es den „falschen“ Partner nicht gibt und wir auch keine falschen „Tanzschritte“ tanzen.
    Wir tanzen den Tanz, den wir aufgrund unseres Bewusstseins des jeweiligen Momentes gerade tanzen können und finden genau den Partner, der zu diesem Tanz passt. Der Grad an Schmerz, der dabei in uns spürbar wird, ist der Wegweiser und das Geschenk, das wir auspacken dürfen – auch wenn’s sehr schmerzhaft ist.
    Der einzige Weg zur Heilung ist die Liebe zu sich selbst und auch diese fällt uns leider nicht einfach in den Schoß 😉

    Nun bin ich älter geworden, reifer und vor allem heiler. Vielleicht darf ich die Liebe im Alter noch erleben. Wäre schön.

    Alles (ist) Liebe
    Anne

    Anne

    1. Februar 2017

    • Liebe Anne, vielen Dank für Ihren wundervollen Eintrag zum Thema. Tatsächlich gibt es keinen „falschen“ Partner. Sehr oft passt dieser Mensch zu unserem eigenen Entwicklungsmuster. Und genau darum geht es ja in Beziehungen: Miteinander herauszufinden, was wir unter welchen Bedingungen gelernt haben, um Bindung herzustellen. Manchmal lernt man gemeinsam mit einem Partner – manchmal mit weiteren – auch eine Trennung kann der richtige Weg sein, um seine Entwicklung voran zu bringen. Und auf diesem Lernweg begegnen sich manchmal neue Menschen, die miteinander an der Liebe reifen. Biografisch gesehen, reift die Liebe um die 70 😉 und das sind doch gute Aussichten. Herzliche Grüße Brigitte Hieronimus

      Brigitte Hieronimus

      7. Februar 2017

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